Noch-Bundespräsident Wulff: Nichts geht mehr

Vor Weihnachten hatte es der Bundespräsident in der Hand, die Affäre zu beenden, die längst nicht mehr eine Hauskauf-Affäre ist. Entweder durch die "volle Offenheit", die er nur behauptete, aber nicht praktizierte. Oder durch seinen Rücktritt.

Auch den hat der Präsident verweigert. Jetzt ist der weihnachtliche Frieden vorbei. Ende der Schonzeit. Kaum läuteten die Glocken das neue Jahr ein, kam der nächste Abschnitt der Affäre zu Tage: Der Bundespräsident droht Deutschlands größtem Massenblatt. Derselbe Bundespräsident, der noch zwei Tage vor Weihnachten vom hohen Gut der Pressefreiheit spricht.

Das ist im Verfahren dumm (ein Bundespräsident, der einem Chefredakteur wüste Drohungen auf die Mailbox spricht, das muss man sich mal vorstellen!) und es ist in der Sache schädlicher, als es noch ein oder zwei Bonus-Prozentpunkte mehr beim Häuschenkauf gewesen wären. Denn das eine ist eine private Schwäche nach der Geiz-ist-geil-Mentalität, die der Bundesbürger ja durchaus versteht, weil er selbst so handelt. Das andere aber tangiert die Verfassung dieses Landes, dessen oberster Repräsentant der Präsident ist.

Noch-Bundespräsident Christian Wulff wird wissen, was jetzt zu tun ist. Er mag noch zögern, er mag sich noch falschen familiären Ratschlägen beugen. Aber ein Präsident, der sagt, es gehe um "Vertrauen in mich und meine Amtsführung", muss erkennen, dass er dieses Vertrauen jetzt verspielt hat. Durch die Umgebung, in die er sich begeben hat, durch Bussi und Boni. Rien ne va plus.

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