Kommentar zum verhinderten Fahrverbot in Bonn Noch nicht die Lösung

Meinung | Bonn · Fahrverbote in Bonn auf Reuterstraße und Belderberg für bestimmte Autos wird es nicht geben. Stattdessen soll ein Maßnahmenpaket dafür sorgen, dass der Luftreinhalteplan für Bonn umgesetzt und die zulässigen Schadstoff-Grenzwerte eingehalten werden. GA-Redakteur Rüdiger Franz kommentiert die Entscheidung.

 Sollten sich die Schadstoffwerte in Bonn nicht verbessern, soll an der Reuterstraße eine Pförtnerampel installiert werden.

Sollten sich die Schadstoffwerte in Bonn nicht verbessern, soll an der Reuterstraße eine Pförtnerampel installiert werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Ganz überraschend kam die Entscheidung nicht. Denn immer mehr Faktoren hatten zuletzt darauf hingedeutet, dass es in Bonn auch weiterhin keine Fahrverbote geben wird. Da waren die Vergleiche, die in ähnlich gelagerten Fällen für Städte wie Wiesbaden, Essen und Dortmund geschlossen worden waren. Da waren die zuletzt deutlich verbesserten Schadstoffwerte an der Reuterstraße. Und schließlich hat sich die Deutsche Umwelthilfe offenbar von den Maßnahmen überzeugen lassen, die die Stadt Bonn seit dem für sie desolaten Urteil des Verwaltungsgerichts Köln in die Wege geleitet hat.

Zwei Dinge haben der Stadtverwaltung, die in dem Prozess nicht immer souverän und tatkräftig wirkte, sicher in die Karten gespielt: Zum einen die Frist von 14 Monaten, die Zeit zum Nachsteuern bot; zum anderen die Unterstützung des Bundes in Gestalt des Lead-City-Projekts mit 37 Millionen Euro. Er gehe davon aus, dass es zu Fahrverboten kommen werde, hatte Stadtbaurat Helmut Wiesner kurz nach der Kölner Entscheidung kommentiert – „es sei denn, es geschieht ein Wunder“.

Dieses „Wunder“ ist also eingetreten. Freuen können sich die Autofahrer, die von einem Fahrverbot betroffen gewesen wären. Groß dürfte auch die Erleichterung in den Seiten- und Parallelstraßen der Reuterstraße sein, in die der Ausweichverkehr mutmaßlich geflossen wäre. Dass zuletzt auch von Anwohnern der Reuterstraße ungewohnt erfreuliche Töne zu hören waren, lässt hoffen: Dort ist der Verkehr mit Tempo 30 offenbar etwas leiser geworden und das von vielen befürchtete Chaos ausgeblieben. So erfreulich die Entspannung bei den Schadstoffwerten ist, so klar ist auch: Das „Ei des Kolumbus“ ist für die Bonner Verkehrsprobleme mit der Einigung von Münster längst nicht gefunden. Der berechtigte Hinweis auf die Neubauten im Bundesviertel und die laufende Testphase für den City-Ring sprechen Bände.

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