Kommentar zur Tierschutzbericht Nur die Note sechs
Meinung | Berlin · Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat am Mittwoch ihren Tierschutzbericht in Berlin vorgestellt und lobt sich für Tierschutz. Amtsvorgängerin Künast beklagt dagegen Qualen für Küken und Schweine. Klöckners Bericht bekommt nur die Note sechs, kommentiert Kristina Dunz.
Millionen Küken werden auch im Jahr 2020 noch geschreddert, Ferkel weiterhin ohne Betäubung kastriert, Sauen bewegungsunfähig im Kastenstand gehalten, Rinder und Pferde Tausende von Kilometern zu Schlachthöfen gekarrt. Wer hinschauen will, kann die Bilder der Tiere sehen, die vor ihrem Tod kein Leben haben und schrecklich leiden. Für Menschen, denen sie „nutzen“. Deshalb werden sie auch „Nutztiere“ genannt. Eine Bezeichnung, die Distanz schafft. Ihr Schmerzempfinden, ihre Todesangst ist aber nicht anders als bei einer Hauskatze, der wir das nicht antun würden.
Die Bundeslandwirtschaftsministerin scheut nicht, sich selbst und der Koalition eine gute Note im Fach Tierschutz zu geben. Sie spricht in ihrem Tierschutzbericht von Runden Tischen, geplanten Maßnahmen, jahrelangen Übergangsfristen und Verbesserungsvorschlägen.
Fakt ist aber: Trotz aller Gespräche und Pläne gibt es keine Umkehr. Der Mensch versündigt sich weiter. Wer, wenn nicht die Regierung und das Landwirtschaftsministerium haben die Macht, etwas zu ändern?
Julia Klöckner versucht es im Dialog. Das ist grundsätzlich löblich. Fristen werden dann aber eben verlängert, weil Bauern sie jahrelang ignoriert haben und noch mehr Zeit einfordern. Es ist richtig, dass Landwirte nicht ständig neue Anforderungen erfüllen können. Aber sie haben die Verantwortung für wehrlose Lebewesen. Und das nicht erst seit gestern. Ebenso die Kunden, die mit ihrem Kaufverhalten Hühner, Schweine, Kühe besser behandeln können. Wenn sich aber nur im Schneckentempo etwas ändert, muss einer mutig vorangehen. Beziehungsweise eine. Die Ministerin. Tut sie aber nicht. Und deshalb bekommt ihr Tierschutzbericht nur die Note sechs.