Kommentar Obamas Strategie - Kein Krieg "light"

Sein Vermächtnis hatte sich Barack Obama definitiv anders vorgestellt. Mit dem Einzug ins Weiße Haus vor sechs Jahren sollte Schluss sein mit der bellizistischen Standard-Antwort Amerikas auf Unrecht und Unheil in der Welt.

Wenn er im Januar 2017 Platz macht, hinterlässt er aller Voraussicht nach eine gefährliche Schlangengrube. Seine angekündigte Langzeit-Therapie gegen den bisher bösartigsten Krebs, den der islamistische Terrorismus hat wuchern lassen, ist ein Hochrisiko-Unterfangen mit unabsehbaren Nebenwirkungen.

Spätestens mit Luftangriffen auf Hochburgen der Gruppe "Islamischer Staat" in Syrien gibt es kein Zurück mehr. Ein falscher Funken hier, und im Nahen Osten können die Dominosteine ins Rollen kommen. Und Washington wäre mittendrin. Gerade darum sind die rhetorischen Verbiegungen, um sich von den Sünden seines Vorgängers abzugrenzen, nicht nur müßig. Sondern ärgerlich. Es gibt keinen Krieg "light".

Obama führt sein Land in eine Konfrontation mit offenem Ende und einem zentralen Handicap. Im arabischen Frühling hat die Supermacht viel Kredit verspielt. Jederzeit denkbar, dass Mitstreiter im Kampf gegen die Koran-Ultras des IS von heute Gegner von morgen werden.

Nicht nur amerikanische Wähler werden sehr bald wissen wollen: Ab wann gilt diesmal der Feind als besiegt und die Mission als erledigt? Nach den Erfahrungen im Irak und Afghanistan wächst bei vielen der Verdacht, dass nach dem "Islamischen Staat" der nächste Terror-Ableger sein Haupt erheben wird.

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