Kommentar Organspende - Im Zugzwang

Es geht jetzt um die Wiederherstellung von Vertrauen zwischen dem medizinischen Personal, den vom Transplantationsbetrug direkt Betroffenen und der Öffentlichkeit.

Die Idee des Bundesgesundheitsministers, ein Krisentreffen für Ende August anzusetzen, ist gut, aber sie kommt schon wegen der öffentlichen Debatte über den immer weiter um sich greifenden Skandal zu spät. Sie wird - wer will das kritisieren - hochgradig emotional geführt. Die Vorkommnisse in Regensburg und Göttingen müssen restlos aufgeklärt werden.

Vor allem die öffentliche Debatte sollte auf eins Wert legen: Jede Berufssparte hat ihre schwarzen Schafe. Es wäre unfair, alle Ärzte in einen Topf zu werfen. Genau vor diesem Hintergrund müssen die Ermittlungen umfassend die Frage klären, ob hinter der Transplantations-Kriminalität ein - möglicherweise auch internationaler - Ring steckt.

Wichtig ist die umfassende Klärung auch aus öffentlichen Gründen: Die Bereitschaft der Menschen, auf ein entsprechendes Schreiben der Krankenkasse zu reagieren und ihre Organspende-Bereitschaft zu dokumentieren, wird dramatisch einbrechen, wenn dieser betrügerische Sumpf nicht ausgetrocknet werden kann.

Der Staat gerät hier bei seinen Ermittlungen in Zugzwang, weil er eine Wiederholung der Transplantations-Kriminalität unter allen Umständen verhindern muss. Aber es muss auch Sache der Ärzte sein, durch eine Ausweitung der internen Kontrolle eine Wiederholung dieser Verbrechen an Patienten auszuschließen.

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