Kommentar Organspenden - Vertrauen gewinnen

Der Göttinger Skandal, bei dem Ärzte Patienten auf dem Papier "kränker" machten, um sie auf der Warteliste für Organspenden weiter nach vorn zu rücken, hat die Spender schockiert.

Wer sich später als Lebensretter zur Verfügung stellen will, muss darauf vertrauen können, dass Empfänger allein nach medizinischen Kriterien ausgewählt werden. Das Vertrauen ist erst einmal weg und muss jetzt mühsam durch mehr Transparenz wieder aufgebaut werden.

Dabei ist die Vorstellung unerträglich, dass täglich drei Menschen sterben müssen, weil die sehnsüchtig erhofften Spenderorgane fehlen. Die Zahl der Organspenden ist auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gesunken - dabei braucht die alternde Gesellschaft Jahr für Jahr mehr Organe.

Die fälschungssichere Patientenakte, in der alle Daten künftig aufgelistet werden, kann Manipulationen verhindern und Missbrauchsängste mindern. Der Organspende-Ausweis hilft Leben retten. Dass die verbindliche Lösung politisch gescheitert ist, wonach sich jeder Bürger für oder gegen eine Spenderrolle hätte entscheiden müssen, ist im Sinne der Schwerkranken ein Drama.

Jeder kann irgendwann auf ein Spenderorgan angewiesen sein. Wer ausschließen will, dass Menschen hoffnungslos auf Wartelisten stehen, sollte einen Spenderausweis unterschreiben. Das ist eigennützig und sozial. Mit 48 Transplantationszentren verfügt Deutschland über ein dichtes Netz. Das Überleben und die Lebensqualität der Patienten aber hängt von der Bereitschaft der Menschen ab, Organe nach dem Tod zu spenden.

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