Kommentar Papst Franziskus - Der Reformator

Man kann alles kleinreden. Man kann angesichts der Revolution, die Papst Franziskus ausruft, argumentieren: Aber die Dogmen bleiben doch. Jawohl, möchte man sarkastisch antworten: Die katholische Kirche wird weiter an Christus glauben.

Das ist so. Man kann auch angesichts manch deutscher Bischofsäußerungen erklären: Das haben sie doch schon immer gesagt. Mag sein. Aber wie? Verschämt, hinter vorgehaltener Hand. Mutig, aber dennoch übervorsichtig. Damit ist dank Franziskus jetzt Schluss. Ein paar Belege?

"Eine Institution, die lediglich sich selber stark und fett macht, schadet am Ende allen", sagt Kardinal Reinhard Marx über die römische Kurie. Sein Mainzer Kardinalskollege Karl Lehmann kann sich verheiratete Priester vorstellen und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, sagt: "Franziskus ist Wegbereiter für eine angstfreie Kommunikation."

Das geht dann so: "Der Beichtstuhl ist kein Folterinstrument", sagt der Papst und fordert eine Rückbesinnung auf das christliche Grundgebot von Liebe und Barmherzigkeit. Gegenüber Geschiedenen, Homosexuellen, anderen Benachteiligten. Nicht Strafe, sondern Zuwendung muss die katholische Kirche ausmachen - das ist sein Credo jenseits aller natürlich fortbestehenden Dogmen.

Das zielt auf eine Öffnung der katholischen Kirche, wie sie seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht mehr zu ahnen war. Das gibt auch - endlich - dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch in seinen beharrlichen Öffnungsbemühungen Recht. Mein Gott, was für ein Papst!

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