Kommentar Pille danach - Viel Verantwortung

In Deutschland wird die Pille danach nun auch rezeptfrei erhältlich sein. Das klingt fast selbstverständlich. Anders wird es nun nur noch in Italien und Polen geregelt, Länder mit noch stärkerem katholischem Einfluss.

Mehr Selbstbestimmung, mehr Freiheit, mehr Sicherheit für Frauen - so wird die Sache schnell abgehandelt. Und falsch ist das auch nicht. Dennoch hätte es durchaus auch Gründe gegeben, an der Rezeptpflicht festzuhalten.

Auch die "klassische" Anti-Babypille wird nach einem Arztbesuch auf Rezept verschrieben. Die Pille danach ist aber deutlich höher dosiert und ist somit ein heftigerer Eingriff in den weiblichen Hormonhaushalt. Da ist es schwer zu erklären, warum der Gesetzgeber nur in einem Fall auf der ärztlichen Beratung besteht.

Letztlich ist da nur der Hinweis auf die Notfallsituation überzeugend. Die Pille danach wirkt umso sicherer, je schneller sie nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Aber die Arztpraxen sind in der Regel an Wochenenden zu und Sprechstunden auch sonst nicht ohne weiteres ad hoc verfügbar.

Man sollte anlässlich dieser Entscheidung keine moralischen Schlachten schlagen. Aber das ist dann doch zu bedenken: Wenn die schnelle Verfügbarkeit der Pille danach dazu führte, dass die Hemmschwellen für ungeschützten Geschlechtsverkehr sinken, dann würde das eine jahrelange Aufklärungsarbeit gefährden. Mehr Selbstbestimmung, mehr Freiheit, mehr Sicherheit für Frauen - ja, das stimmt. Aber mehr Verantwortung auch - und das gilt für die Männer nicht minder.

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