Kommentar Piratenpartei - Seriöser Anstrich

Der Spitzenkandidat der NRW-Piraten entspricht so gar nicht dem Klischee einer hippen und trendigen Partei, die von jungen Netz-Aktivisten bestimmt wird und mit allen Konventionen in der Politik bricht. Joachim Paul kommt eher als der nette, gemütliche, vertrauenerweckende Onkel daher, der der Partei einen seriösen Anstrich verleiht.

Dass die Piraten gerade den Mittfünfziger an die Spitze ihrer Landesliste gewählt haben, zeigt, dass sie schnell gelernt haben. Wenn sie nur auf die Stimmen aus dem Protestlager schielten, würden sie wohl kaum die Fünf-Prozent-Hürde nehmen. Mit Paul hingegen haben sie einen Mann gewählt, der in Elefantenrunden einen guten Eindruck machen dürfte und die Chance hat, für die Piraten im bürgerlichen Lager zu fischen. Um Inhaltliches ging es an diesem - von endlos langen Diskussionen um Verfahren geprägten - Wochenende nicht. Was die Piraten landespolitisch auf den Weg bringen wollen, ist bisher allenfalls in Umrissen zu erkennen. Ob sie dieses Defizit bis zum Programm-Parteitag im April beseitigen können, wird abzuwarten sein.

Bedenklich stimmte allerdings etwas anderes: Da hatte sich mit Hans Immanuel Herbers ein evangelischer Pfarrer aus Bad Salzuflen um einen Spitzenplatz beworben, der als einer der profiliertesten Piraten gilt. Wie er aber von vielen Mitgliedern allein aufgrund seines Kirchenamtes regelrecht angefeindet wurde, das passt so gar nicht in das Bild einer offenen, transparenten und toleranten Partei.

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