Kommentar Politik und Flut - Besuch aus Berlin

Die Kanzlerin brachte es in Passau auf den Punkt: Die unbürokratisch zu leistende 100-Millionen-Hilfe für die Flutopfer sei - "verglichen mit dem, was wir sonst ausgeben" - in jedem Fall gut angelegtes Geld.

Es geht der Bundesregierung wie den betroffenen Landesregierungen darum, neben der Finanzhilfe auch gesellschaftliche Solidarität zu dokumentieren. Deswegen war der Besuch der Bundeskanzlerin auch nicht aufdringlich oder gar plumpe parteipolitische Werbung.

Merkel hatte auch nicht vor, als Erbin von Brandenburgs Ministerpräsidenten Platzeck "Deichgräfin" zu werden. Die Ausschlachtung des Besuchs für Wahlkampfzwecke wird sich in überschaubaren Grenzen halten. Es wäre der Bewältigung dieser Jahrhundert-Katastrophe auch völlig unangemessen.

Zumal sich nach dem Flut-Fiasko jede Menge Diskussionsbedarf über Konsequenzen ergibt, mit deren Lösung die verantwortlichen Politiker genügend Profil gewinnen könnten. Die Lage der Landwirtschaft und die durch die Überschwemmung miserabel gewordenen Ernteaussichten zählen dazu. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Thema.

Denn: Zumindest das Risiko besteht, dass die katastrophenbedingte Verknappung des Agrar-Angebotes zu einem neuerlichen Inflationsschub für Lebensmittel führt. Der entstehende materielle Schaden ist seriös noch nicht kalkulierbar. Was passiert, wenn er die für solche Zwecke zwingenden Rückstellungen der Versicherungsgesellschaften überfordert? Politik ist also über die Flut-Besuche hinaus gefordert.

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