Kommentar Präsidentenwechsel in Moskau - Ein Schritt zurück

Seine Berater haben einiges unternommen nach der verheerenden Parlamentswahl im Dezember, nach dem Debakel für die Kreml-Partei "Einiges Russland", den überraschenden Massenprotesten bei Minus 20 Grad.

Sie haben das Bild eines Mannes geschaffen, der auf die Öffnung des Landes setzt, auf liberale Reformen, auf Dialog und Pluralismus. Sie haben Putin 2.0 in die Welt gesetzt. Auf dem Papier. Wie so vieles in Russland auf dem Papier steht, was sich hervorragend anhört, in der Realität aber teils ganz umgekehrt, teils gar nicht umgesetzt wird.

Die Wochen und Monate zeigen: Es gibt keinen Putin 2.0. Es gibt den alten, den bekannten, wenn auch gealterten Ex-Geheimdienstler, der nicht erst seit seiner Amtseinführung ganz klar zeigt, wie er Russland zu führen gedenkt, hart und kompromisslos. Nur: All der Prunk vermag die Schwäche des neuen Präsidenten nicht zu übertünchen. Der Glanz des "nationalen Anführers" ist längst verblasst.

Der Exodus des Mittelstandes setzt sich leise fort, Russlands motivierte und kreative Köpfe, genau solche, die das Land braucht, um sich zu modernisieren, suchen ihr Glück im Ausland.

Auch die Politik braucht nicht nur kosmetische Veränderungen. Die Demonstranten, die zu Tausenden auf die Straße gehen und zu Hunderten niedergeknüppelt werden, schreien es seit Monaten heraus. Sie werden nicht verstummen und Putin wie ein Schatten verfolgen. Seine dritte Amtszeit, so glanzvoll und routiniert inszeniert, wird seine schwerste sein.

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