Kommentar Präsidentschaftswahl in Frankreich: Hollandes Chance

François Hollandes Weg in den Élysée-Palast war nicht vorgezeichnet. Drei Männern verdankt er seinen Wahlsieg: Nicolas Sarkozy, Dominique Strauss-Kahn und sich selbst.

Auf der radikalen Abkehr von der Politik und dem Stil des unbeliebten Sarkozy baute Hollande seine Kampagne auf. Als zu farblos und gutmütig kritisiert, ging er in die Offensive und nutzte den wachsenden "Anti-Sarkozysmus" für sich.

Er verspricht eine skandalfreie Amtsführung, mehr Gerechtigkeit und wirtschaftlichen Aufschwung - mit Sarkozys enttäuschender Bilanz vor allem hinsichtlich Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung als stärkstem Argument. Schwächer sind die Ideen, die er selbst vorbringt. Sie strotzen nicht vor reformerischem Mut.

Fast zufällig geriet er in die erste Reihe, nachdem sich der eigentliche Favorit der Sozialisten selbst disqualifiziert hatte: Der ehemalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn stolperte über die Vergewaltigungsanklage eines New Yorker Zimmermädchens, weitere Sex-Affären wurden bekannt. Damit verschenkte der welterfahrene Ökonom seine Chancen - an Hollande.

Und der nutzte sie. Hollandes Sieg wird damit auch zum Ergebnis intensiver Vorbereitung und Arbeit an sich selbst. Ein ruhig und nahbar auftretender Mann an Frankreichs Staatsspitze kann dem verunsicherten Land gut tun, der Regierungswechsel neue Hoffnung und Dynamik bringen. Das werden auch die europäischen Partner spüren. Er kann und wird auch im Zusammenspiel mit der Bundeskanzlerin viel bewirken.

Wenn Hollande hält, was er verspricht. Jetzt ist es an ihm.

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