Kommentar Quadratur des Kreises

Nur eines steht bereits fest: Wer auch immer die Nachfolge Sepp Blatters als Fifa-Präsident antreten wird, ihm steht eine nahezu unmögliche Mission bevor.

Das über 40 Jahre von den Herren Havelange und Blatter kultivierte System von Abhängigkeiten und Korruption im Weltfußballverband lässt sich nicht binnen kurzer Zeit auf Null zurückdrehen. Obwohl genau das bitter notwendig wäre.

Auf Null setzen, von vorne anfangen. Das kann nicht von jetzt auf gleich funktionieren. Schon alleine deshalb nicht, weil die Menschen, die den künftigen Fifa-Chef wählen, größtenteils dieselben sein werden, die das System Blatter akzeptierten und davon profitierten. Diese greisen Herren zu bekehren käme einer Quadratur des Kreises gleich.

Die Fifa-Konsolidierung wird Jahre in Anspruch nehmen. Wie schwer ein solcher Wandlungsprozess fällt, wie sehr er an einem Mensch frisst, der sich diesem Ziel ohne wenn und aber verschreibt? Das war am Gesicht des vorigen IOC-Präsidenten Jacques Rogge abzulesen. Schwer gezeichnet von Enttäuschungen gab der unbeugsame Arzt aus Belgien den Stab 2013 an Thomas Bach weiter.

Rogge hatte den Chefsessel 2001 vom Spanier Juan Antonio Samaranch übernommen, als sich das Internationale Olympische Komitee in einem ähnlich desolaten Zustand befand wie jetzt die Fifa. Der später nachgewiesene Bestechungsskandal um die Vergabe der Winterspiele 2002 an Salt Lake City schwebte über der Samaranch-Endphase wie jetzt über der Fifa die wohl verkauften Weltmeisterschaften 2018 und 2022.

Es wird mit großer Skepsis zu beobachten sein, wer sich auf den Fifa-Chefsessel bewirbt. Unter den jetzt kursierenden Namen sind Fantasiekandidaten wie Diego Maradona, Franz Beckenbauer und Zico sowie die Papp-Kontrahenten Blatters bei der gerade erfolgten Wahl. Der logische Kandidat Michel Platini hat sich längst disqualifiziert. Wegen der Anstellung seines Sohnes bei einem katarischen Unternehmen ist der Uefa-Chef angreifbar.

Bis zum Beweis des Gegenteils gilt weiterhin, dass die Fifa ein hoffnungsloser Fall ist. So wie ein Kreis ein Kreis bleibt.

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