Kommentar Rassismus in den USA - Heikles Tuch

Flaggen können ein heikles Tuch sein. Den einen sind sie heilig, andere erkennen in ihnen ein Hassobjekt. In South Carolina steht im Gefolge des Massenmords in einer Kirche, der durch einen sträflich leicht an Waffen gekommenen Einzeltäter verübt worden war, die Ausmusterung einer besonders umstrittenen Textilie bevor.

Das Andreaskreuz mit 13 weißen Sternen auf rotem Grund, Symbol für Rassismus, Erinnerungsstück für alle jene, die den Krieg des Südens gegen den Norden vor 150 Jahren nie verloren gegeben haben, soll ins Museum.

Dylann Storm Roof, der mutmaßliche Mörder von Charleston, hatte sich ausdrücklich auf die Konföderierten-Flagge und ihre von Ausgrenzung und Überlegenheitsgefühlen geprägte Gefühlsfracht berufen. Gegen die lange Jahre praktizierte Überzeugung, dass die Flagge ein Stück Identität und Herkunft bedeutet, verfügen nun ausgerechnet die Republikaner einen Kurswechsel: Weg damit!

Was als Selbstreinigung und Demutsgeste für die schwarzen Opfer erscheinen soll, ist allerdings eher eine populistische Konzessionsentscheidung. Die Konservativen fürchten, im aufziehenden Präsidentschaftswahlkampf andernfalls in die ultrarechte Ecke gedrängt zu werden.

Militanten Extremisten und Verschwörungstheoretikern, die gegen Schwarze, Juden, andere ethnische Minderheiten, Schwule oder den Staat an sich schießen und die Vorherrschaft der weißen Rasse proklamieren, wird man mit dieser Kosmetik nicht beikommen. Entscheidender als der Aufdruck einer Flagge ist das, was in den Köpfen der Menschen weht.

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