Rebellion in Libyen: Im Stich gelassen

Es war ein frustrierendes Bild. Der UN-Sicherheitsrat hatte seine Sitzung noch gar nicht begonnen, da stellte Said Gaddafi siegessicher fest: Egal, was beschlossen wird, für eine Flugverbotszone sei es zu spät. Mag sein, dass der Sohn des Langzeit-Diktators zu früh triumphierte, dass der Siegeszug der Gaddafi-Truppen auf die Rebellen-Hochburg Bengasi doch noch zu stoppen ist.

Sicher ist in jedem Fall: Das zögernde Taktieren der internationalen Gemeinschaft im Fall Libyen ist beschämend und - was Europa betrifft - ein erneuter bestürzender Beleg für die außenpolitische Handlungsunfähigkeit der Union. Die Rebellen haben Gaddafi und seinem Waffenarsenal (das er auch den Lieferungen des Westens verdankt), kaum mehr entgegenzusetzen als ihren Mut und den Einsatz ihres Lebens.

Seit Tagen appellieren sie verzweifelt, sie in ihrem Kampf zu unterstützen. Eine klare und schnelle Hilfszusage wäre die richtige Antwort gewesen. Doch darauf hofften die Rebellen vergebens.

Es gebe andere Mittel als ein Flugverbot, um den Rebellen zu helfen, hat Außenminister Guido Westerwelle immer gesagt. Aus Sicht der bequemen Diplomaten-Stube mag das richtig sein. Aber welche Mittel sind das? Und warum werden sie nicht längst angewendet?

Mit seiner Unentschlossenheit droht der Westen die große Chance zu verpassen, sein Verhältnis zu einer neuen politischen Generation junger Araber auf eine ganz neue Grundlage zu stellen. Sollte nicht noch ein Wunder geschehen, wird deren Schlussfolgerung lauten: Ihr habt uns im Stich gelassen. Zu verdenken wäre es ihnen nicht.

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