Kommentar zum Wirecard-Bilanzskandal Rechtzeitig handeln

Meinung · Wie konnte ein Unternehmen über ein Jahrzehnt lang seine Bilanzen mit fingierten Übersee-Geschäften aufblähen, ohne dass es jemand merkt? Die Betrüger bei Wirecard wussten die Aufsichtslücken auszunutzen, kommentiert Finn Mayer-Kuckuk.

 Das Wirecard-Logo ist am Hauptsitz des Zahlungsdienstleisters in Aschheim zu sehen.

Das Wirecard-Logo ist am Hauptsitz des Zahlungsdienstleisters in Aschheim zu sehen.

Foto: dpa/Peter Kneffel

In der vergangenen Woche zitierte der Vorsitzende des Wirecard-Ausschusses eine E-Mail des damaligen Leiters der Finanzaufsicht Bafin. Felix Hufeld weigerte sich darin, eine zusätzliche Prüfung der Vorgänge in dem Unternehmen einzuleiten – und verknüpfte das mit der Hoffnung, die „Debatte werde von selbst weggehen“. Das klingt ein wenig wie die Erwartung in vielen deutschen Behörden im Laufe des vergangenen Jahres, das Coronavirus werde von allein verschwinden. In beiden Fällen verhielten die Politiker und Beamten sich passiv und verwiesen auf Zuständigkeiten anderer. Hufeld verschleppte den Wirecard-Skandal bis zur Implosion des Unternehmens. Die deutschen Regierungen verschleppten die Corona-Reaktion bis zur dritten Welle.