Kommentar Reform des Sprachtests - Erzieherinnen vor

Da sage noch einer, die Politiker reagierten zu langsam. In der vorigen Woche erst stellten Bildungsforscher fest, dass zahlreiche Sprachtests in Deutschland ihren Zweck nicht erfüllen - auch "Delfin 4" in Nordrhein-Westfalen nicht. Nur wenige Tage später starten SPD und Grüne eine Reform des Sprachtests.

Die Union nennt das zwar einen Schnellschuss, doch noch Jahre mit "Delfin 4" weiterzumachen, bis es einen bundesweit einheitlichen Sprachtest gibt, wäre nicht der richtige Weg. Denn die Mängel des bisherigen sind eklatant.

Wenn Grundschullehrerinnen in die Tagesstätten kommen, die Kinder beim Spielen unter die Lupe nehmen und mit ihnen sprechen wollen, ist es doch oft so, dass die Kinder "zumachen". Wer wollte es einer Vierjährigen auch verdenken, wenn eine ihr unbekannte Frau mit ihr reden wollte?

Da erscheint es doch sehr viel sinnvoller, die Erzieherinnen mit dieser Aufgabe zu betrauen. Die Kinder kennen sie, und sie kennen die Kinder, können im Alltag gut beobachten und einschätzen, ob und wenn ja, welche Sprachförderung notwendig ist - auch schon bei jenen Kindern, die jünger als vier Jahre alt sind.

Natürlich ist das eine Zusatzaufgabe, die viel vom Kita-Personal verlangt. Insofern ist es gut, dass die SPD den Erzieherinnen Zeit und Qualifikationsmöglichkeiten zugesagt hat. Aber das Ziel ist klar: Weil die Sprache das A und O ist, um einen Platz in der Gesellschaft zu finden, müssen Sprachdefizite früh erkannt werden - die Erzieherinnen dürften dafür die Expertinnen sein.

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