Kommentar zu den Folgen der Geisterfahrt Regeln vereinheitlichen

Meinung · Einen Monat nach der Geisterfahrt der Linie 66 durch Sankt Augustin und Beuel ziehen die Behörden Konsequenzen: Alle Bahnen in NRW sollen nun Sicherheitsschaltungen erhalten. Es muss eine einheitliche Regelung her, zu der sich alle Bundesländer verpflichten, kommentiert GA-Redakteur Nicolas Ottersbach.

 Einen Monat nach der Geisterfahrt der Linie 66 durch Sankt Augustin und Beuel ziehen die Behörden Konsequenzen.

Einen Monat nach der Geisterfahrt der Linie 66 durch Sankt Augustin und Beuel ziehen die Behörden Konsequenzen.

Foto: Benjamin Westhoff

Über die Geisterfahrt der Straßenbahnlinie 66 ließe sich problemlos ein Beinahe-Katastrophenfilm drehen – zum Glück ist die Katastrophe dann nicht eingetreten. Doch was Ende Dezember alles hätte passieren können, das will sich die Düsseldorfer Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher zurecht nicht ausmalen. Ja, es hätte tatsächlich „alles viel schlimmer kommen können“.

Nun ist die Sache aber glimpflich ausgegangen. Und die präsentierte Lösung, alle Straßenbahnen so aufzurüsten, dass sie bremsen, wenn der Fahrer nicht alle 15 Sekunden einen Schalter betätigt, ist schlüssig. Aber alle Straßenbahnen? Mitnichten. Es gibt zwar eine bundeseinheitliche Verordnung, die die Sicherheitseinrichtungen von Straßenbahnen regelt, die Bostrab. Aber sie wird nicht berührt. Stattdessen kocht jedes Bundesland weiter sein eigenes Süppchen, auf Kosten der Sicherheit. Es mag sich um einen Einzelfall gehandelt haben, den es so in Deutschland noch nicht gegeben hatte. Aber das Szenario ist nicht so unwahrscheinlich, wie man es sich offenbar lange Zeit vorgestellt hatte.

 Es muss eine einheitliche Regelung her, zu der sich alle Bundesländer verpflichten. Darin sollte es nicht nur um die Straßenbahnen selbst gehen, die alleine in Bonn täglich Tausende Menschen befördern. Sondern auch um die Strecken. Moderne Signalanlagen, die die Bahnen beim Überfahren eines Rotsignals stoppen, so wie es bei den Fernzügen üblich ist, sind ein Muss. Zudem ist eine lückenlose Überwachung notwendig, die der Leitstelle sofort anzeigt, wenn etwas nicht stimmt. Denn auch das gehört zu einer zeitgemäßen Schieneninfrastruktur, die jahrelang vernachlässigt und trotzdem durch Taktverdichtungen immer stärker beansprucht wurde und wird.

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