Kommentar zum Bonner SC Reinigendes Gewitter

Meinung | Bonn · Pünktlich zum Herbstbeginn zogen Mitte September schwarze Wolken über dem Sportpark Nord auf. Der Bonner SC steckte in einer tiefen Krise. Ein Kommentar von GA-Redakteur Simon Bartsch.

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Foto: Boris Hempel/Boris_Hempel

Pünktlich zum Herbstbeginn zogen Mitte September schwarze Wolken über dem Sportpark Nord auf. Der Bonner SC steckte in einer tiefen Krise. Die Rheinlöwen hatten gerade eine bittere Niederlage gegen Aufsteiger Bergisch Gladbach kassiert. Das angestrebte Saisonziel "frühzeitiger Klassenerhalt" war bei einem Punkt Vorsprung auf Rang 16 zu diesem Zeitpunkt in weiter Ferne.

Dazu kamen interne Querelen, die Sportdirektor Thomas Schmitz dazu bewogen, nach sieben BSC-Jahren das Handtuch zu werfen. Gerüchte über ominöse Absprachen und Schuldzuweisungen machten in den sozialen Medien die Runde. Kurzum: Der Bonner SC befand sich in einem furchteinflößenden Unwetter. Manch einer prophezeite dem BSC bereits die Rückkehr in alte, gerne vergessene Zeiten.

Vier Wochen und vor allem vier Spiele später sieht die Welt im Bonner Norden ganz anders aus. Eitel Sonnenschein soweit das Auge reicht. Zwölf Punkte sammelte der BSC zuletzt, ist von Rang 14 auf Platz acht geklettert und hat gleichzeitig den Rekord von vier Siegen in Folge in der Regionalliga aufgestellt. Auch, weil BSC-Coach Thorsten Nehrbauer dem Gewitter trotzte und in aller Ruhe einfach weiterarbeitete. Mit Erfolg: Die Mannschaft hat sein System verstanden, mehr noch, sie hat es verinnerlicht. Die Ladehemmung der Offensive ist überwunden, die Defensive steht meist sicher. Das Gefüge innerhalb des Teams scheint stimmig - nicht nur sportlich. Der Regionalligist macht zurzeit einfach Spaß.

Den Platz in der Sonne sollte der BSC auskosten, so lange er kann. Denn bei aller Euphorie: der Wind kann sich schnell wieder drehen. Der Regionalligist ist auf einem guten Weg, seine Saisonziele früh zu erreichen - mehr (noch) nicht. Daran sollte er sich trotz Rekord auch weiter messen lassen. Mit der U23 von Borussia Dortmund kommt am kommenden Samstag eins der spielstärksten Teams der Liga in den Sportpark - eine Art Wetterprognose für die kommenden Wochen: Sollte der BSC die Serie nicht ausbauen, besteht aber kein Grund zur Panik. Schließlich kann ein Gewitter auch immer eine reinigende Wirkung haben. Das hat der BSC eindrucksvoll bewiesen.

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