Kommentar Rente: Künstlicher Engpass

Man kann sich das Kopfkissen über die Ohren stülpen, man kann weghören, ignorieren oder auf das Prinzip Hoffnung setzen. Nur eines kann man nicht: Vor der Wirklichkeit und den einfachen Tatsachen weglaufen.

Im Jahre 2020 werden uns 1,3 Millionen Fachkräfte fehlen. Das Institut der deutschen Wirtschaft stuft heute 139 Berufsgruppen als sogenannte "Engpass-Berufe" ein. In diesen Sparten arbeiten heute noch 6,7 Millionen Fachkräfte. Aber davon gehen in den kommenden 15 Jahren 2,1 Millionen in Rente.

Schon heute können besonders kleinere Firmen ihre Produktion nicht in dem Maße hochfahren, wie es von der Auftragslage her möglich wäre - weil dafür die qualifizierten Mitarbeiter nicht zu finden sind. Es ist richtig und notwendig, dass der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, die Rentendebatte endlich wieder vom Kopf auf die Füße stellt. Zu lange schon befriedigt eine selbstzufriedene und zukunftsvergessene Bundesregierung rentenpolitische Wunschvorstellungen - von der Mütterrente bis zur Rente mit 63. Weise plädiert nun für Modelle, die auch ein längeres Verbleiben im Betrieb - er spricht plakativ von der Rente mit 70 - ermöglichen sollen. Das ist nicht nur volkswirtschaftlich eine wichtige Debatte. Es ist zudem eine Diskussion, die nahe an den Bedürfnissen vieler Beschäftigter liegt, die auch hier mehr Selbstbestimmung wünschen.Man mag das gut oder schlecht finden. Eines aber geht gar nicht: Gleichzeitig gegen längeres Arbeiten und für weniger Zuwanderung argumentieren.

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