Kommentar zu den Römer-Thermen Grenze des Zumutbaren erreicht

Bad Breisig · Seit vier Jahren kämpft die Bad Breisiger Verwaltung um einen Zuschuss zu den hohen Sanierungskosten für die Römer-Therme. Für GA-Redakteur Victor Francke versagt die Kommunalpolitik auf ganzer Linie.

 Römer-Therme in Bad Breisig.

Römer-Therme in Bad Breisig.

Foto: grafik/Hans-Jürgen Vollrath

Das war nichts für schwache Nerven: Wenn es um die Römer-Thermen und die Zukunft dieses Bades geht, dann fühlt man sich in Bad Breisig schnell in einen großen kommunalpolitischen Abenteuerspielplatz hinein versetzt.

Seit vier Jahren kämpft die dortige Verwaltung um einen Zuschuss zu hohen Sanierungskosten, arbeitet gemeinsam mit den Gremien quasi Tag und Nacht für einen Bewilligungsbescheid, der drei Minister und eine Ministerpräsidentin beschäftigt hat. Nun flatterte die frohe Botschaft in das Bad Breisiger Rathaus: Ja, es gibt einen Zuschuss in Höhe von einer Million Euro. Und nun fragen sich einige Kommunalpolitiker allen Ernstes, ob man die Sanierung überhaupt machen soll. Kein Wunder, dass dem Verbandsbürgermeister die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand.

Nicht nur das vorausgegangene fatale Geplänkel um Jahresabschlüsse und Entlastungen, um Nachtragshaushalt und Testate von unabhängigen Wirtschaftsprüfern ließ die Überforderung einiger Kommunalpolitiker erkennen, die peinlicherweise ihre eigenen Beschlüsse revidieren mussten. Vielmehr auch der Vorstoß, doch ganz die Finger von einer Sanierung zu lassen, was immerhin einer Badschließung gleichkäme, zeigte auf, dass ehrenamtliche Feierabendpolitiker schnell an ihre Grenzen stoßen, wenn es um komplexe Sachzusammenhänge geht.

Eine Badschließung hätte dramatische Folgen für die Stadt, deren Image, deren Wirtschaftskraft, deren Kaufkraft, deren Steuerkraft. Losgelöst davon: Ganz nebenbei müssten mehr als sieben Millionen Euro Kredite getilgt werden, die Verbindlichkeiten lösen sich mit Aufgabe der Thermen nicht in Nichts auf.

Dies alles – gepaart mit einer unzulänglichen Sitzungsleitung durch Stadtbürgermeister Udo Heuser, der teilnahmslos und ohne jede Orientierung durch diesen für Bad Breisig so wichtigen Abend führte – sorgte schließlich dafür, dass die Verwaltung an den Rand des noch Zumutbaren geführt wurde.

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