Kommentar Russland, Yukos und die Ukraine - Strafzettel

Ausgerechnet Yukos, und ausgerechnet die Niederlande. Am Montag hat das Internationale Schiedsgericht in Den Haag dem russischen Staat, also genauer Wladimir Putin, einen 50-Milliarden-Dollar-Strafzettel verpasst.

Alle erinnern sich an den Fall Yukos, die Serie von Strafverfahren, Steuerprüfungen und Beschlagnahmungen, mit denen Putins "Organe" vor zehn Jahren den damals größten russischen Ölkonzern zerschlugen. Der Fall galt von Anfang als Gerichtsskandal, als staatliche Räuberei, er knickte schon damals das Vertrauen des Westens in Putin als Demokraten und liberalen Wirtschaftsreformer.

Danach flogen die Oppositionsparteien aus dem Parlament, wurden domestiziert oder ganz abgeschafft, eigenständige Regionalgouverneure geschasst, nach den Fernsehsendern auch die meisten Zeitungen gleichgeschaltet, Russland wurde putinisiert.

Und vom westlichen Vertrauen zu Putin sind kaum noch Reste über, inzwischen ziehen seine Geheimdienste die Fäden des Krieges in der Ostukraine. Wladimir Putin veranstaltet jetzt auch im Ausland Machtpolitik eigener Art. Viele im Westen haben sich so wenig darum gekümmert wie einst um den Fall Yukos.

Aber nach dem Abschuss der malaysischen Passagiermaschine über dem Kampfgebiet droht dem Kreml ein Schadensersatzprozess ganz anderer Art aus den Niederlanden: Viele Hinterbliebene der holländischen Opfer wollen gegen Putin klagen. Der Mann, der Gegner vor Gericht stellt, riskiert selbst, von der Anklagebank nicht mehr herunterzukommen.

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