Kommentar Sandkasten statt Wüste

Gigantismus war noch selten seriös planbar. Das gilt vor allem, wenn sich damit verbundene Vorhaben über Jahrzehnte erstrecken. Diese Erfahrung machen nun auch die vermeintlichen Macher des Wüstenstromprojekts Desertec.

Gestartet ist es vor fünf Jahren wie ein verführerischer Menschheitstraum. Billigen und sauberen Strom dort erzeugen, wo es niemand stört - in der Sahara - und die kostbare Energie dann im großen Stil nach Europa kabeln, um eine Energiewende über Kontinente hinweg zu ermöglichen. Nun versinkt die Idee im Treibsand der Geschichte.

Mahner hatten das schon immer vorhergesagt. Wie sollte man im Ernst daran glauben, riesige Stromtrassen über Tausende Kilometer und mehrere Ländergrenzen hinweg zu verlegen, wenn es hier zu Lande schon schier unmöglich scheint, neue Leitungen von der Nordsee nach Bayern zu legen?

Wüstenstrom hat sich aber nur für Europa überlebt. Vor Ort wird er dringend benötigt, denn er schafft Arbeitsplätze und kurbelt sieche Volkswirtschaften an. Insofern hat Desertec weiterhin eine Daseinsberechtigung, wenn auch keine europäische Dimension mehr.

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