Kommentar Scharia-Polizei - Bemitleidenswert
Bonn · Die Idee muslimischer Eiferer, auf westlichen Straßen die Scharia zu etablieren, erfreut sich offenbar wachsender Popularität. In der Wuppertaler Innenstadt predigen Islam-Wächter Passanten ihren Verhaltenskodex: Kein Alkohol, kein Glücksspiel, keine Disko-Besuche.
Der Trend zur Übergriffigkeit nahm 2013 in muslimisch dominierten Vierteln von Ost-London seinen Lauf: Eine selbst ernannte Scharia-Patrouille entriss Partygängern Bierflaschen, mobbte Frauen in Röcken und händchenhaltende Paare.
Die Motivation der Strenggläubigen liegt auf der Hand: Ständig konfrontiert der Westen sie mit Häme, Spott und Ablehnung wegen körperverhüllender Burkas und Burkinis (man denke an die Diskussion rund um die Teilnahme am Schulschwimmen für Musliminnen), für ihr rückwärtsgewandtes Gesellschaftsverständnis, ihr spaßfeindliches Bet-Reglement.
Die Scharia-Polizei dreht nun den Spieß um und will uns ihr Wertesystem aufzwingen. Angefeuert wird ihr Selbstbewusstsein durch den erfolgreichen Vormarsch von Islamisten weltweit.
Substanzielle Reaktionen der Polizei auf Islam-Wächter in hiesigen Innenstädten sind wichtig. Um Ideen und selbst Religion lässt sich streiten. Doch die Toleranz, anderen auch den Lebenswandel zuzugestehen, den man selbst nicht gutheißt, gehört zu den Fundamenten des Westens. Panik wäre unterdessen fehl am Platze: Letztlich ist die Pseudo-Scharia-Polizei der bemitleidenswerte Versuch einer jungen Männer-Generation, ihren Platz in einem komplizierten Leben zu finden.