Kommentar Schlecker - Die FDP als Buhmann

Wenn das nicht mal wieder ein politisches Eigentor war. Die Auffanglösung für die vor der Entlassung stehenden 11.000 Schlecker-Beschäftigten ist geplatzt, und zwar am Widerstand der FDP. Die hatte sich nicht nur in Bayern strikt gegen Staatshilfen gestellt.

Auch NRW-Spitzenkandidat Christian Lindner und Bundesparteichef Philipp Rösler äußerten sich kritisch zur Finanzierung einer Auffanggesellschaft.

Dass sich die inzwischen zur Splitterpartei geschrumpften Liberalen ausgerechnet gegen die überwiegend gering bezahlten, teilzeitbeschäftigten Schlecker-Mitarbeiterinnen als Verfechter marktwirtschaftlicher Prinzipien zu profilieren versuchen, ist ein Fehler. Er reiht sich ein in eine Abfolge politischer Instinktlosigkeiten: vom Festhalten an der Forderung nach allgemeinen Steuersenkungen trotz öffentlichen Schuldenrekords über die Steuerbefreiung für Hoteliers bis hin zu Kritik am Rauchverbot und einer maßvollen Beschränkung der Ladenöffnungszeiten und Sonntagsverkäufe.

Es mag ja sein, dass viele Schlecker-Beschäftigte auch ohne Auffanggesellschaft schnell wieder neue Jobs finden. Trotzdem: Immer weniger Menschen in Deutschland teilen die Positionen der FDP, weil sie das Gefühl haben, dass die Durchökonomisierung der Republik eher gebremst werden sollte. Weil sie der Meinung sind, dass in einem Land, wo immer noch Zehntausende Beschäftigte ihre Niedriglöhne mit Hartz IV aufstocken müssen, aber ein VW-Chef 17,5 Millionen Euro Jahresgehalt kassiert, politisch und wirtschaftlich mehr Solidarität geboten sein sollte.

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