Kommentar Schwäche der anderen

Paris · Es ist ein weiterer Staudamm, den die "Marine-blaue" Welle überschwappt hat, um sich auszubreiten und in der politischen Landschaft Frankreichs dauerhaft zu verfestigen: Erstmals gewann der Front National zwei Sitze im Senat.

Die Partei von Marine Le Pen, die diese mittelfristig in "Rassemblement Bleu Marine" ("Marineblauer Zusammenschluss") umbenennen will, feiert ihren Eintritt ins französische Oberhaus als "historischen Erfolg".

Mit ihrer europa- und ausländerfeindlichen Polemik und dem Eintreten für die "kleinen Leute" trifft die Rechtspopulistin einen Nerv in Frankreich. Dort ist die Verdrossenheit über die Wirtschaftskrise groß, viele Menschen plagen Abstiegsängste. Besonders junge Leute fühlen sich von der ultrarechten Alternative angezogen, zumal Marine Le Pen sympathischer und moderater auftritt als ihr mehrfach wegen rassistischer Beleidigung verurteilter Vater.

Ihre Stärke erklärt sich auch aus der Schwäche der anderen. Zentrumspartei, Linke und Grüne wirken zerstritten und inhaltlich unscharf. Auch die bürgerlich-rechte UMP fällt seit der Wahlniederlage Nicolas Sarkozys als konstruktive Opposition aus, da sie zu sehr mit internen Machtkämpfen beschäftigt ist. Sarkozys politisches Comeback verschärft sie noch.

Nun profitiert die UMP von der neuerlichen Wahlschlappe der Regierungspartei. Solange Präsident Hollandes Versuche nicht fruchten, das Land zu reformieren, ohne es zu überfordern, bleibt er unter Druck. Die Senatswahl ist ein weiterer Warnschuss - er hat ihn gehört, wirkt aber zunehmend hilf- und machtlos.

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