Kommentar zu den Unruhen in Katalonien Schwarze Woche
Meinung · Nach den Nächten mit Chaos und Gewalt beruhigt sich die Lage auf Barcelonas Straßen ein wenig. Nichtsdestotrotz war das eine schwarze Woche für Katalonien, kommentiert GA-Korrespondent Ralph Schulze.
Es war eine schwarze Woche für Katalonien. Die spanische Region erlebt in den letzten Tagen die schlimmsten Unruhen seit Langem, verursacht von radikalen Separatistengruppen. Auslöser war die Verurteilung von Separatistenführern, welche 2017 die Abspaltung Kataloniens von Spanien mit illegalen Methoden erzwingen wollten, zu langjährigen Haftstrafen.
Der Gewaltausbruch schadet nicht nur dem Ansehen der beliebten katalanischen Urlaubsregion Katalonien, die jedes Jahr von Millionen Touristen besucht wird.
Die Gewalt schadet vor allem dem Ansehen der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung. Denn deren Anführer haben stets versichert, dass sie nur mit pazifistischen Mitteln für eine unabhängige katalanische Republik kämpfen wollen.
Aber Worte und Taten klaffen in letzter Zeit zunehmend auseinander: Etwa bei Kataloniens oberstem Repräsentanten, dem separatistischen Regionalpräsidenten Quim Torra. Der Vertraute und Amtsnachfolger von Carles Puigdemontverurteilte zwar die Gewalt und spricht von Friedfertigkeit. Er ruft seine Anhänger aber zugleich zu einem neuen Aufstand gegen den spanischen Staat auf, um die Unabhängigkeit Kataloniens durchzusetzen – notfalls auch mit neuen Rechtsbrüchen.
Dies ist ein gefährlicher Weg der Konfrontation. Die Mehrheit der Bevölkerung repräsentiert Torra mit diesem Crash-Kurs nicht. Nach einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut CEO in Barcelona sind inzwischen nur noch elf Prozent der Katalanen dafür, die Unabhängigkeit – wie es 2017 versucht wurde – mit einseitigen und somit illegalen Schritten durchzusetzen.
Die meisten Unabhängigkeitsbefürworter in Katalonien scheinen eingesehen zu haben, dass sie mit Gewalt und Konfrontation ihrem Ziel nicht näherkommen werden. Dass macht Hoffnung, dass nach den Tagen der Eskalation doch noch Diplomatie und Politik eine neue Chance bekommen werden.