Zum Papst und der Vergebung von Abtreibung Schwieriges Terrain

Rom · Sünde bleibt Sünde. An dieser katholischen Maxime rüttelt auch Papst Franziskus nicht. Wenn der Papst zum Heiligen Jahr nun aber allen Priestern erlaubt, Frauen die Abtreibung zu vergeben, dann mag das für Nicht-Katholiken wie eine antiquierte Nuance klingen. Für die katholische Kirche ist das ein gewagter Schritt.

Franziskus setzt damit seinen Kurs fort, Änderungen nicht über das Knie zu brechen, sondern sie langsam in das Bewusstsein seiner Kirche vordringen zu lassen. Aus diesem Grund hat er das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Aus diesem Grund lässt er zwei Bischofssynoden zum Thema Familie und damit auch über die in der Kirche umstrittenen Themen Homosexualität und Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen abhalten.

Deshalb nun auch der Wandel bei der Abtreibung. Die Abtreibungsfrage führt seit jeher zu heftigen Debatten, insbesondere in und mit der Kirche. Franziskus ist sich bewusst, dass er mit diesem Thema Glatteis betritt. Er führt die Kirche ganz mutwillig auf unsicheres Terrain, weil er überzeugt ist, dass gerade hier Fortschritte für den Glauben erzielt werden können.

Seinen Gegnern ist das ein Graus. Reformunwillige Geistliche müssen sich durch die Order durchaus in die Enge getrieben fühlen. Denn der Papst hat ganz bewusst und "ungeachtet gegenteiliger Bestimmungen" alle Priester zur Sündenabsolution im Fall von Abtreibung beauftragt. Wer sich also ab 8. Dezember reuig in den Beichtstuhl begibt und Absolution für eine Abtreibung erbittet, der muss sie auch bekommen.

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