Kommentar Sebastian Edathy: Nicht von dieser Welt

Als Sprachwissenschaftler sollte Sebastian Edathy wissen, wie es wirkt, wenn jemand solche Rechtfertigungs-Interviews gibt. Da spricht ein Politiker, der erwischt wurde.

Da schlägt jemand um sich, der am Boden liegt. Da fordert jemand Milde und vergisst dabei, dass es Kategorien der Schuld auch jenseits der Rechtsstaatlichkeit gibt. Der SPD-Mann vertauscht Ursache und Wirkung wenn er suggeriert, die Skrupellosigkeit der SPD-Führung sei nun für seine in der Tat ausweglose Situation mitverantwortlich.

Wie jeder andere auch darf der ehemalige Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy seine Rechte verteidigen. Der Versuch aber, den Kauf von Nacktbildern von männlichen Kindern und Jugendlichen mit der Historie zu rechtfertigen, ist geradezu absurd.

Wie weit entfernt von dieser Welt lebt eigentlich jemand, der (zumindest indirekt) Schmuddelbildchen von einem kanadischen Kinderporno-Anbieter mit dem männlichen Akt in der Kunstgeschichte vergleicht? Diese seltsame Form der Verharmlosung ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Opfer in diesem Spiel.

Hier geht es um Kinder und um moralische Schuld! Wie glaubwürdig wirkt so einer, wenn er dann sagt, er sei nicht pädophil? Sebastian Edathy mag von Südeuropa aus ja verbittert verfolgen, wie in diesen Tagen dem verurteilten Steuersünder Uli Hoeneß von allen Seiten Respekt gezollt wird.

Dass ihm, der wahrscheinlich nichts Illegales getan hat, jetzt niemand die Hand reicht, ist nur ein weiterer Hinweis darauf, dass diese Gesellschaft eben keine Konzessionen macht, wenn es um ihre schwächsten Mitglieder geht, die Kinder. Das ist gut so.

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