Kommentar zur Zeit für Familie Selber schuld
Berlin · Den Familien in Nordrhein-Westfalen mangelt es an Zeit. Mehr als die Hälfte der Familien mit Kindern beklagen diese Zeitnot - fehlende Muße für das Beisammensein mit dem Nachwuchs, fehlende Ruhephasen für sich selbst.
So steht es im gestern vorgelegten neuen Familienbericht der Landesregierung. Für wen könnte dieses Ergebnis unerwartet kommen? Jeder kennt das Phänomen auch von sich selbst. Der Alltag kann stressen, das Leben vor allem unter der Woche ein Hetzen von Termin zu Termin werden, sei es beruflich oder privat.
Nun soll sich im Herbst ein "Familiengipfel" des Themas annehmen. Dazu sind Vertreter aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Politik und Kommunen eingeladen. Das ist nicht zu kritisieren. Vielleicht täte es aber einmal ganz gut, nicht den reflexhaften Ruf nach dem Staat gleich an den Anfang des Nachdenkens über das Thema zu stellen. Eltern leiden nicht nur an Zeitmangel.
Gerade die ambitionierten Eltern, die alles im Sinne des Kindeswohls richtig machen wollen, erzeugen ihn auch mitunter. Für sich und für ihre Kinder. Montags Geigenunterricht, das ist gut für Intelligenz und emotionale Entwicklung. Dienstags und Donnerstag zum Hockeytraining, gut für die Gesundheit. Mittwochs dann zum privaten Matheworkshop. Abhängen kann man noch am Freitag auf dem Ponyhof.
Und zwischen den ganzen Transfers müssen die Eltern auch noch zu ihrem Recht kommen: Yoga zum Erholen, Fitness-Studio für den flachen Bauch. Wo bleibt nur die Zeit? Da muss die Politik wirklich mal was machen!