Kommentar zur Ampel am Stadthaus Sicherheit vor Wartezeit

Meinung | Bonn · Zahlreiche Bürger beschweren sich über die kurze Ampelschaltung für Fußgänger am Stadthaus. Gerade für Kinder ist das eine Gefahr. Ein Kommentar.

 26,87 Sekunden: Die Grünphase der Ampel am Stadthaus ist nicht für alle Bonner ausreichend.

26,87 Sekunden: Die Grünphase der Ampel am Stadthaus ist nicht für alle Bonner ausreichend.

Foto: Benjamin Westhoff

Nur bei Grün – den Kindern ein Vorbild: Dieses Schild prangt an etlichen Ampeln in der Stadt. Geduldig bringen Eltern ihren Kindern bei, dass sie bei Grün sicher über eine Straße gehen können und bei Rot stehen bleiben müssen. Doch einige Kreuzungen erschweren die Verkehrserziehung erheblich. Rund 25 Sekunden wird Fußgängern eingeräumt, die Kreuzung am Bonner Stadthaus zu überqueren. Mit Kinderwagen und Kleinkind an der Hand eine beinahe unlösbare Aufgabe.

Die Grünphase an der Kreuzung Oxfordstraße/Breite Straße ist im Vergleich zu anderen Ampeln in Bonn kürzer bemessen. Der Grund: Die Auswirkungen auf den Öffentlichen Nahverkehr und die Wartezeit wären zu groß. Diese Entscheidung geht zulasten des Sicherheitsgefühls der Bürger.

Die Richtlinien für Lichtsignalanlagen besagen, dass sobald eine Fußgängerampel auf Rot umspringt, die sogenannte Räumzeit einsetzt. Diese erlaubt, dass nochmals der gesamte Fahrbahnbereich mit 1,2 Metern pro Sekunde überquert werden kann. Dadurch wird sichergestellt, dass Fußgänger noch die andere Straßenseite erreichen können, bevor Autos wieder anfahren dürfen. Diese Tatsache mag Erwachsenen bewusst sein, sie können mitunter diese Zeit einberechnen. Kinder können und sollten dies zu ihrer eigenen Sicherheit nicht. Die Gefahr wäre groß, dass eine rote Ampel nicht mehr ernst genommen wird. Die Räumzeit relativiert für Kinder die Bedeutung einer roten Ampel.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kam es 2018 zu 3200 Unfällen aufgrund eines Fehlverhaltens von Kindern im Alter von sechs bis 15 Jahren. Knapp 89 Prozent der Unfälle wurden verursacht, weil sich die Kinder beim Überqueren der Straße falsch verhielten. Selbst wenn sich durch die Verlängerung der Grünphase nur ein Unfall verhindern lässt, wäre es die Wartezeit wert.

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