Kommentar zur CSU Söders Dienste

Meinung | Berlin · Söder ist mitverantwortlich für den Stimmenverlust bei der Landtagswahl. Woanders hätte er seinen Hut nehmen müssen, in der CSU aber soll er zum Hoffnungsträger wachsen, kommentiert GA-Korrespondent Holger Möhle.

Kommando zurück: Die CSU hat wieder einmal genug vom Versuch einer Doppelspitze und will nach dem Desaster bei der Bayern-Wahl die Macht in Land und Partei erneut in nur eine Hand geben. Bewährt ist bewährt. Markus Söder, seit März Ministerpräsident im Freistaat, soll es nun richten, was den Vorteil hat: Wenn Parteichef Söder künftig mit Ministerpräsident Söder streitet, kann Horst Seehofer kaum mehr zum Urheber dieses Familienkrachs gemacht werden.

Bemerkenswert ist Söders Kandidatur in mehrerer Hinsicht. Erstens: Söder steht selbst an vorderster Stelle mit in der Verantwortung für die erdrutschartige Niederlage von mehr als zehn Prozentpunkten Stimmenverlust bei der Landtagswahl. Woanders hätte er seinen Hut nehmen müssen, in der CSU aber soll er nun zum neuen Hoffnungsträger wachsen.

Zweitens: Gesucht wird in der CSU eine Integrationsfigur, die Europa-Spitzenmann Manfred Weber hätte sein können. Mit Söder aber haben sie jemanden gefunden, der bisher mehr durch Spaltung als durch Einbindung aller Parteiströmungen aufgefallen war. Doch jetzt gelobt Söder eine Kandidatur im Dienste der Partei.

Söders Dienste... Drittens: Der designierte Parteichef hat schon verlauten lassen, dass er künftig möglichst wenig Zeit in Berlin verbringen wolle. Mit „Bayern first“ aber kann man im Bund nicht punkten. Wenn es so käme, würde er die CSU nach dem jüngsten Minus noch schneller auf die Bedeutung einer Regionalpartei reduzieren. Söder hat in dieser Phase einen paradoxen Trumpf: Er profitiert von der gegenwärtigen Schwäche der eigenen Partei.

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