Kommentar Sozialwort der Kirchen - Mehr Gerechtigkeit
Die beiden großen Volkskirchen mit rund einer Million hauptamtlicher und ebenso vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter bilden nicht nur nach dem Staat den zweitgrößten Arbeitgeber, sondern auch einen wichtigen sozialpolitischen Partner. Doch nicht sie, sondern der Staat sowie die Wirtschaft und die Gewerkschaften setzen die Rahmenbedingungen.
Nun haben sich die beiden Kirchen - 17 Jahre nach ihrem ersten Gemeinsamen Wort "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit" - mit einer neuen ökumenischen Initiative "Gemeinsamsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft" zu Wort gemeldet.
Die beiden großen Kirchen versagen sich freilich, konkrete Ratschläge nach der Art zu machen, der Mindestlohn muss soviel Euro oder die Steuer auf Finanzprodukte soviel Prozent betragen. Das würde sie schlicht überfordern und ist auch nicht ihre Aufgabe. Dass sie die Einhaltung der Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft fordern, ist ihr gutes Recht. Nicht nur, weil die Soziale Marktwirtschaft den Grundstein für eine gerechtere Gesellschaft gelegt hat, sondern weil sie von Christen beider Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt worden ist.
Die heute beginnende kirchliche Fastenzeit bietet eine gute Gelegenheit, mit den Kirchen in einen intensiven Dialog über deren Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit als Grundlage einer zukunftsfähigen Gesellschaft zu treten. Denn die Kirchen vertreten keine einseitigen Interessen, sondern die Interessen des Menschen, dem alles Wirtschaften zu dienen hat.