Kommentar zum Konflikt um die Ukraine Spiel mit Ängsten

Meinung | Warschau · Es ist nicht klar, ob es in Moskau die ernsthafte Absicht gibt, die Ukraine zu überfallen und zu annektieren. Fakt ist, die russische Führung schürt gezielt Kriegsängste im Westen. Deshalb sollte der Westen auf alles vorbereitet sein, meint unser Autor.

 Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht bei seiner Rede zur Lage der Nation vor den Abgeordneten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht bei seiner Rede zur Lage der Nation vor den Abgeordneten.

Foto: dpa/Efrem Lukatsky

Sergei Lawrow ist einer der erfahrensten Außenminister weltweit. Wenn der russische Chefdiplomat nun also vor einem militärischen „Albtraumszenario“ in der Ukraine warnt, dann ist das mit Sicherheit kein plötzliches Erschrecken angesichts einer drohenden Eskalation. Zumal für die Spannungen ja vor allem der erneute russische Truppenaufmarsch gesorgt hat. Nein, Lawrows Warnung lässt eine Doppelstrategie erkennen. Zum einen schürt die Führung in Moskau gezielt Kriegsängste im Westen. Je größer dort die Furcht ist, desto höher sind die Hürden für ein Eingreifen. Und desto größer ist der russische Handlungsspielraum. Zum anderen richtet sich Lawrows Botschaft an die eigene Bevölkerung. Der Kreml strickt längst an einer Legende für den Kriegsfall. Demnach geht die Bedrohung von der Nato und ihren militärischen Aktivitäten in der Region aus. Sollten die russischen Panzer wirklich in die Ukraine rollen, dann wird genau dies die Begründung sein.