Kommentar Sport und Politik - Gaucks Geste

BERLIN · Bundespräsidenten sind protokollarisch die Nummer eins im Land, aber viel zu sagen haben sie nicht. Sie dürfen sich nicht in die Tagespolitik einmischen, keine Politiker konkret kritisieren und auch in der Außenpolitik sollen sie zurückhaltend agieren.

Bundespräsident Joachim Gauck hat es sich zur Aufgabe gemacht, in all diesen Punkten an die Grenze zu gehen, gar sie zu überschreiten, werden manche meinen. Jetzt also Wladimir Putin. Der russische Präsident, der schon ein Treffen mit Gauck aus naheliegenden Gründen platzen ließ, wird kein Freund mehr des deutschen Präsidenten. Das ehrt den Deutschen.

Gauck fährt nicht zu den olympischen Winterspielen nach Sotschi. Zarenfestspiele werden sie schon genannt. Das muss ein Bürgerrechtler wie Gauck nicht unterstützen. Nicht durch die Anwesenheit in einem Land, das die Menschenrechte immer öfter mit Füßen tritt, das Homosexuelle verfolgt, das Nachbarländer unter seine Knute zwingen will.

Zugegeben: Ein Bundespräsident hat es leichter, da Signale zu setzen, Gesten zu wagen, die nicht missverstanden werden können, und damit sein Gesicht zu wahren. Die Tagespolitik, und hier vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel, ist da zu Kompromissen gezwungen, darf den Kontakt zu Moskau nicht abreißen lassen, selbst wenn Putin sie, wie mehrfach geschehen, öffentlich reizt oder demütigt.

Umso besser, dass die Bundesrepublik in ihrem Bundespräsidenten jemanden hat, der, wenn er schon nicht Klartext redet, so doch Klartext handelt.

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