Kommentar Staatsbesuch des Bundespräsidenten - Bewährungsprobe
Nach Joachim Gaucks erstem Staatsbesuch in Israel 2012 wollten manche Kommentatoren eine Distanzierung von Angela Merkels Israel-Politik erkennen. Der Grund war, dass der Bundespräsident nicht das Kanzlerin-Wort wiederholte, die Sicherheit des jüdischen Staates sei deutsche "Staatsräson".
Befragt, was das denn zu bedeuten habe, erwiderte Gauck ausweichend, er wolle nicht in "Kriegsszenarien" denken. Das war in Hoch-Zeiten von Mutmaßungen, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wolle Irans Atomanlagen angreifen.
Bisher ist Israels Armee im Iran nicht aktiv geworden, dafür haben islamistische Terroristen schwere Anschläge in Frankreich verübt und Tornados der Bundeswehr sind auf dem Weg nach Syrien, um sich am Kampf gegen die IS-Terroristen zu beteiligen. Auch Deutschland steht im Fadenkreuz des Terrors, ob es will oder nicht. Gauck hat gestern in Israel zugegeben, dass er heute besser nachempfinden könne, wie sich Israelis unter der ständigen Bedrohung fühlen.
Zu Recht hat der Bundespräsident dabei auch den israelischen Schriftsteller David Grossman zitiert, der davor warnte, dass ein Klima des Terrors "rassistischen Denkweisen" Nahrung gebe und eine ganze Gesellschaft "verunstalten" könne.
Ja, Grossman spricht aus Erfahrung, und er hat seine Mahnung sowohl nach innen als auch nach außen, an die Europäer, gerichtet. Die große Bewährungsprobe, soviel muss uns Deutschen klar sein, steht uns angesichts von Flüchtlingskrise und Terrorgefahr noch bevor.