Kommentar Sterben von Fachgeschäften - Keine Krokodilstränen

Mit Carthaus schließt wieder ein Traditionsgeschäft in der Bonner Innenstadt. Wie zuvor bei Haushalts- und Eisenwaren Haack in der Sternstraße oder der Buchhandlung Bouvier ist das Bedauern groß.

Alt und Jung erinnern sich an den ersten Füller oder den Schulranzen, den sie bei Carthaus gekauft haben. Freunde schöner Schreibutensilien können sich schwer vorstellen, künftig ihren Bedarf anderswo zu decken.

Doch jenseits aller Krokodilstränen, die über das Sterben von Fachgeschäften geweint werden: Wenn alle, die jetzt jammern, dort gute Kunden gewesen wären, würden die Läden nicht dicht machen. Stattdessen boomt der Versandhandel. Die fachliche Beratung der Einzelhändler wird gern in Anspruch genommen, aber gekauft wird anschließend oft genug zu günstigeren Preisen im Internet oder auf der grünen Wiese.

Leerstand bis hin zur Verödung sind die Folgen für die Innenstädte, wenn sich das Geschäft für Einzelhändler nicht mehr auszahlt. Und so lange Filialisten noch Höchstsummen für gute Lagen zahlen, rechnet es sich schlicht für Geschäftsleute nicht mehr, sich in der eigenen Immobilie hinter den Ladentisch zu stellen.

Sicher kann und soll nicht jedes in die Jahre gekommene Geschäftsmodell unter Artenschutz gestellt werden. Handel ist Wandel. Übrigens ein Wandel, bei dem die Kunden ihren Einfluss nicht unterschätzen sollten. Denn am Ende kriegen sie die Innenstädte, die sie verdienen. Einen Hoffnungsschimmer bietet da der Trend, das die Menschen zurück in die Stadt ziehen. Vorausgesetzt, sie ist lebenswert.

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