Kommentar Stiftungsboom in NRW - Punktgenaue Hilfe

In Zeiten, in denen der Wohlfahrtsstaat an seine finanziellen Grenzen stößt, gewinnt das bürgerschaftliche Engagement an Bedeutung. Der Stiftungsboom in NRW ist ein positives Zeichen, dass mehr Reiche ihrem Leben einen höheren Sinn als Raffen nach Besitz verleihen wollen.

Die Bürger- und Familienstiftung bietet konkrete Möglichkeiten, Hilfen punktgenau zu steuern. Wer Bedürftige vor Ort unterstützen oder den finanzschwachen Sportverein retten will, für den eröffnet die Stiftung den Weg, gesellschaftliche Verantwortung zu demonstrieren.

In den Vereinigten Staaten spielt das Stifterwesen seit Urzeiten eine wichtige Rolle. Weil das soziale Netz grobmaschiger geknüpft ist als in Deutschland, gehört es zum guten Ton der Vermögensliga, soziale, kulturelle und wissenschaftliche Projekte zu unterstützen. Manche Stiftung verfügt über Milliardenvermögen.

Die deutsche Politik ist gut beraten, die Mitmachgesellschaft zu fördern, damit künftig noch mehr Menschen stiften gehen. Steuerliche Vorteile sind sicher ein Anreiz, gemeinnützige Stiftungen zu gründen. Immer mehr Menschen wollen aber mit ihrem Beitrag vor allem ein Gegengewicht zur Individualisierung der Gesellschaft setzen.

Die Gründungswelle der Stiftungen macht Mut, dass das Allgemeinwohl nicht zur abgedroschenen Phrase verkümmert ist, sondern zunehmend mit Leben erfüllt wird. Wenn Unternehmen der Gesellschaft helfen und damit gleichzeitig ihr Image aufpolieren, ist nichts einzuwenden. Auch nicht dagegen, dass der Fiskus Mäzene steuerlich begünstigt.

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