Kommentar Streiks in den Kitas - Klasse trotz Masse

So misslich der Kita-Streik für viele Eltern sein mag - in der Sache ist er gerechtfertigt. Deutschland hat in den vergangenen Jahren die Betreuung von Kleinkindern massiv ausgebaut.

Zu Recht: Denn nur so verbessert sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Doch vielfach konnte die Qualität nicht mit der Quantität mithalten. Damit der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz erfüllt wird, gehören in vielen Kommunen überfüllte Gruppen in zu kleinen Räumlichkeiten zum Alltag, Erzieherstellen können aus Bewerbermangel nicht besetzt werden, Praktikanten und Aushilfen dienen als Lückenbüßer, um den Betrieb einigermaßen aufrecht zu erhalten. Dabei ist der Stellenwert frühkindlicher Bildung längst erwiesen. Das Recht auf einen Kita-Platz bringt Eltern nichts, wenn sie ihr Kind in der Einrichtung nicht angemessen versorgt und gefördert wissen.

Damit die Kitas nicht zu Verwahranstalten verkommen, muss der Staat nach der Ausbauphase in die Qualität investieren: Klasse trotz Masse. Dazu gehört, dass die Erzieherausbildung in Deutschland stärker an die Hochschulen verlagert wird - wie es in den meisten anderen europäischen Ländern längst Praxis ist. Und dazu gehört auch, dass die Erzieher unserer Kinder angemessen bezahlt werden. Nur so wird es auch wieder mehr und bessere Interessenten für den Beruf geben.

Wenn die klammen Kommunen diese Aufgabe allein nicht stemmen können, muss der Bund sie unterstützen. Deutschland ist ein reiches Land. Was kann sich mehr als Ziel von Investitionen lohnen, als die nächsten Generationen?

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