Kommentar Streit bei den Grünen - Trittin tobt

Man kann Jürgen Trittin ja menschlich verstehen, wenn er seinen angestauten Frust nun ablässt. Als männlicher Spitzenkandidat der Grünen erwies er sich bei den Bundestagswahlen nicht eben als Wählermagnet, sondern eher als Hemmschuh bei der notwendigen Verbreiterung der bürgerlichen Anhängerschaft.

Seine Öko-Partei überforderte er mit der Finanzpolitik als zentrales Thema ebenso wie die grüne Anhängerschaft mit einer wenig verlockenden Steuerreform. Gewiss hatte die einstige Partei-Ikone Joschka Fischer mit der Forderung, die Partei müsse "endlich erwachsen" werden, nicht nur Trittin im Blick. Die alberne Forderung Renate Künasts, in Kantinen an einem Tag nur fleischfreie Kost anzubieten, mag ernährungsphysiologisch einen gewissen Sinn machen. Aber es ist eben Tatsache, dass die Menschen Bevormundung durch Parteien kategorisch ablehnen.Den Beleg dafür lieferte das trübe grüne Wahlergebnis.

Nun kann man dem 65-jährigen Ex-Außenminister vorhalten, er sei nach dem Ende der rot-grünen Koalition 2005 komplett ausgestiegen und habe seine Partei damit im Stich gelassen. Tatsache ist, dass Fischer den innerparteilichen Generationenwechsel nicht blockieren wollte. Vielleicht nicht gerade zu den Trittins und Künasts. Fischers Kritik ist also nicht "naseweis", sondern in die Zukunft gerichtet.

Wollen die Grünen erwachsen werden, müssen sie sich personell und programmatisch breiter aufstellen. Ohne Fischer - aber auch ohne Trittin.

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