Kommentar Syrien-Konflikt: Blanker Hass
Er ist ein Veteran der Diplomatie, ein alter Fuchs, der alle Kniffe, alle Tricks, alle Manöver am Verhandlungstisch kennt: Der UN-Syrienvermittler Lakhdar Brahimi. Der 80-jährige frühere algerische Außenminister wendete gestern das vorzeitige Aus der Syrien-Konferenz ab.
Schon heute wollen sich das Assad-Regime und die Opposition erstmals im "selben Raum" direkt treffen. So seltsam es klingt: Dieses Treffen der verfeindeten Parteien des Bürgerkriegs ist schon ein Erfolg. Denn zwischen ihnen hat sich blanker Hass aufgestaut.
Die Opposition konnte sich lange nicht überwinden, mit einem Regime zu sprechen, das Kinder foltert, Mütter vergewaltigt, Väter vergast. Und das Assad-Regime lehnte jeden Kontakt mit den "Terroristen" ab.
Die Verhandlungen zwischen den beiden Parteien dürften lange, qualvoll und undurchsichtig werden. Werden am Ende ein Friedensabkommen und ein Neuanfang für die Millionen notleidenden Menschen stehen?
Ein Erfolg des jetzt begonnenen Prozesses hängt auch von dem Engagement der USA und Russlands ab. Beide sollten dem alten Fuchs Brahimi bei den Verhandlungen zur Seite stehen. Washington muss die Opposition zu Konzessionen drängen, so schwer das auch fällt. Dasselbe muss Moskau mit seinem Verbündeten Assad machen.
Schon einmal zogen Amerikaner und Russen erfolgreich an einem Strang: Im vorigen September beschlossen sie bilateral die Vernichtung der syrischen Chemiewaffen. Kurz darauf begann man mit der Zerstörung des Horrorarsenals. Jetzt sind Amerikaner und Russen wieder gefragt.