Kommentar Syrien-Konflikt - Obama erntet seine Saat

Am Ende dieser Woche kann eine der hoffnungsvollsten politischen Karrieren des 21. Jahrhunderts so gut wie besiegelt sein. Verweigert der Kongress in Washington Barack Obama die parlamentarische Rückendeckung für den Syrien-Einsatz, und danach sieht es vorläufig aus, ist der amerikanische Präsident eine Mann ohne Autorität.

Gesundheitsreform, Schulden-Debakel, Steuern, Einwanderung - keine der großen innenpolitischen Aufgaben wäre bei ihm noch in guten Händen. Der Kongress, seit Beginn ein Störfaktor in Obamas Präsidentschaft, würde das Weiße Haus lahmlegen.

Die Schuld daran trüge allein Obama, der in diesen Tagen erntet, was er gesät hat. Lange vor Amtsantritt propagierte der Senator aus Illinois einen maßvolleren Fußabdruck der Vereinigten Staaten in der Weltgeschichte. Vor allem darum wurde er gewählt. Wann immer seither streitschlichtende Einmischung von außen an Washington herangetragen wurde, hat Obama auf Zeit gespielt. Zum einen aus leidvoller Erfahrung in den Bush-Jahren. Zum anderen, weil das Konto leer ist.

Die Konsequenzen sind bekannt: Raus aus dem Irak. Raus aus Afghanistan. In Libyen "von hinten" geführt. In Syrien zweieinhalb Jahre und 100.000 Tote abgewartet. Nichts illustriert die Unlust vor militärischem Engagement im Ausland besser als der expansive Einsatz von Drohnen.

Wer so handelt und Zurückhaltung predigt, darf sich nicht beklagen, wenn der Staatsbürger von einem von vorne bis hinten nicht überzeugenden Militärschlag in Syrien nichts hält und das seinen Abgeordneten in Washington unmissverständlich wissen lässt.

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