Kommentar Syrien und der IS-Terror: Neuer Verbündeter

Inmitten der Spekulationen, dass sich der Westen mit Syriens Machthaber Baschar al-Assad arrangieren könnte, hat Frankreichs Präsident diese Woche einen wichtigen Satz gesagt: Wer mit dem Teufel paktiere, dem komme selten der liebe Gott zu Hilfe.

Um es klar zu sagen: Der Teufel ist hier für Francois Hollande nicht die Terrorgruppe Islamischer Staat, sondern der 49-jährige Assad, der in Nachfolge seines Vaters seit 14 Jahren ein autokratisches Regime in Syrien führt, das mit Hilfe eines brutalen Sicherheitsapparates jegliche Opposition zum Schweigen brachte.

Der Eroberungszug der IS-Dschihadisten, die ihre blutigen Botschaften per Video auf den sozialen Netzwerken verbreiten, hat den syrischen Präsidenten wieder als Verbündeten ins Gespräch gebracht. Im Dreifrontenkrieg von Regierungstruppen, moderaten Oppositionsgruppen und den selbst ernannten Gotteskriegern erscheint einer wachsenden Zahl westlicher Diplomaten Assad als das geringere Übel. Vergessen wird, dass die Mehrzahl der Toten im syrischen Bürgerkrieg auf das Konto der syrischen Armee geht.

Syrien hat das blutigste Jahr seit Beginn des Bürgerkriegs im März 2011 hinter sich. Damals entschied sich Assad kaltblütig, die für Demokratie und Menschenrechte demonstrierenden Syrer niederknüppeln zu lassen, auf den bewaffneten Aufstand reagierte er mit Kampfflugzeugen und Giftgas, und als er das unter internationalem Druck und einem drohenden US-Angriff abgeben musste, schlug er mit Fassbomben zu. 200 000 Tote und über sechs Millionen Flüchtlinge zählt das Land heute. Halten kann sich Assad nur, weil er noch von Russland und Iran gestützt wird.

Richtig ist: Die USA haben sich erst in das Gemetzel in Syrien eingeschaltet, als westliche Bürger vor laufender Kamera von den schwarzgewandeten Dschihadisten geköpft wurden. Es ist anzunehmen, dass die Anti-IS-Koalition vor Beginn der Luftangriffe im Herbst Damaskus informiert hat. Es ist nicht zwingend daraus abzuleiten, Washington und seine Verbündeten wollten bei einem Auseinanderbrechen des IS eine Nachkriegsordnung schaffen, die Assad mit einbezieht. Experten warnen, dass dieser den IS schließlich kaltblütig habe gewähren lassen in der Hoffnung, das treibe die Bevölkerung zurück in seine Arme. Assads vornehmliche Angriffsziele waren die moderaten Oppositionsgruppen.

US-Präsident Barack Obama hat von seinem Vorgänger George W. Bush ein schweres Erbe übernommen und wollte sein Land nach Afghanistan und Irak nicht in einen neuen Krieg führen. Doch Syrien ist der Beweis, dass es ohne die Supermacht als ordnende Kraft nicht geht. Strategisches Ziel muss nach der Zerschlagung des IS die Abdankung Assads sein. Nur so lässt sich ein funktionierender Staat neu aufbauen. Treten die Vereinigten Staaten überzeugend auf, werden auch Russland und Iran mitziehen.

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