Kommentar zur Bonner Reuterstraße Tempo 30 ist eine Entlastung für die Anwohner

Meinung | Bonn · Ob Tempo 30 auf der Reuterstraße zu einem Rückgang des Schadstoffausstoßes führt, muss sich noch zeigen. Die Stadt täte jetzt schon gut daran, die Ampelschaltung anzupassen, um den Verkehrsfluss zu verbessern. Ein Kommentar.

 Auf der Reuterstraße blitzt die Stadt: Nach der Einführung von Tempo 30 kamen an einem Tag 311 Tempo-Verstöße zusammen.

Auf der Reuterstraße blitzt die Stadt: Nach der Einführung von Tempo 30 kamen an einem Tag 311 Tempo-Verstöße zusammen.

Foto: Benjamin Westhoff

Über Sinn und Unsinn von maximal 130 Stundenkilometern auf Autobahnen lässt sich gut streiten – aber auch über Tempo 30 in Innenstädten. Die Debatte ist aber schon viel älter, als man durch den neuerlichen Vorstoß aus Umweltschutzgründen meinen mag. 1983 führte die Stadt Buxtehude bei einem Modellversuch Tempo 30 in der City ein. Damit sich die Autofahrer an die ungewohnte Geschwindigkeit gewöhnten, verengten die Planer die Fahrbahn mit Blumenkübeln. Das angedachte Ziel wurde erreicht: Es gab tatsächlich weniger Unfälle.

Die Situation in Bonn ist nun aber eine andere. Es geht um bessere Luft. Wissenschaftlich gibt es auch dazu bereits einige Untersuchungen. So haben Umwelttechniker der TU Berlin auf Straßen, auf denen die Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 gesenkt wurde, weniger Stickoxide festgestellt. Ob das auch in Bonn zutrifft, wird sich noch zeigen.

Denn nicht nur das Tempo ist entscheidend, sondern vor allem der Verkehrsfluss. Wenn die Autos vor der roten Ampel stehen und die Blechlawine zäh durch die Stadt rollt, hat auch bei Tempo 30 niemand etwas gewonnen. Deshalb sollte die Stadt Bonn auf intelligente Ampelschaltungen setzen. Bislang wurden die Anlagen auf der Reuterstraße noch nicht an die neue Geschwindigkeit angepasst. Bei den mobilen Blitzern ist man dagegen flotter: Sie machen schon seit Tagen Fotos. Für mehr Akzeptanz bei Verkehrsteilnehmern sorgt das nicht.

Eines lässt sich aber schon jetzt mit Sicherheit sagen: Für die Anwohner ist die Begrenzung auf Tempo 30 eine Entlastung. Langsame Fahrzeuge sind leiser. Und selbst die Autofahrer scheinen sich gut damit arrangieren zu können. Der Zeitgewinn ist auf dem Weg durch die Stadt ohnehin marginal, wenn man 50 fahren darf. Die Stadt sollte das Tempolimit noch auf andere innerstädtische Strecken mit Wohnbebauung ausweiten. Auf der Reuterstraße sorgt es für Entspannung.

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