Kommentar Terror - Erst London, jetzt Paris
Das Stichwort Terror erzeugt bei vielen Menschen immer noch die falschen Assoziationen. Sie denken, wenn nicht an Staatsterror, so doch an die Taten gut und konspirativ organisierter krimineller Organisationen, an die Rote Armee Fraktion der 70er Jahre oder an die Al-Kaida Osama bin Ladens. Diese Vorstellung hat eigentlich nie zugetroffen, heute ist sie definitiv falsch.
Die Kofferbomber von Köln, der Taschenbomber von Bonn - nur zwei Beispiele aus der Region, die zeigen, wie locker vernetzt Terroristen heute vorgehen. Da gab es vielleicht mal eine Initialzündung in Form eines Camps irgendwo in Pakistan oder Afghanistan, aber da wird nicht mehr gehandelt auf Befehl von oben, da fehlt die strenge Kommandostruktur.
So grässlich die Attentate von London vergangene Woche und von Paris an diesem Wochenende auch sind: Sie deuten auf einen ähnlichen Hintergrund. Da handeln Einzeltäter, fanatisiert möglicherweise nur durchs Internet, auf eigene Rechnung.
Und das macht alle Sicherheitsbemühungen zu einer Sisyphusarbeit. Organisierten Terror zu bekämpfen, ist schon schwer; manch Terror, wie der des NSU, des Nationalsozialistischen Untergrunds, wirkt sogar organisierter, als er ist. Aber gegen unorganisierten, spontanen Einzelterror gibt es noch viel weniger effektive Handhabe.
Das wissen auch all die Politiker, die wie jetzt in Frankreich markige Worte finden. Gewiss: Man darf sich mit Terror nicht abfinden, aber man darf auch keine falschen Sicherheitserwartungen wecken.