Kommentar zur Datensicherheit im Bundestag Trojaners Werk

Berlin · Die Gefahr im Cyberraum ist längst nicht mehr abstrakt, sondern konkret. Der Angriff trifft die Realwelt, in diesem Fall die von Abgeordneten und damit auch die ihrer Wähler. Ein Kommentar von GA-Korrespondent Holger Möhle.

Das ist das Werk von Profis. Der Hackerangriff auf das Computernetz des Bundestages hat zumindest geheimdienstliche Qualität, auch wenn im Moment noch Spekulation bleiben muss, ob tatsächlich ein ausländischer Geheimdienst und somit ein Staat hinter der Cyberattacke steckt. Vermutlich hat der eingeschleuste Trojaner das Computernetzwerk des Bundestages derart verseucht, dass es nicht mehr verteidigt werden kann und neu aufgebaut werden muss.

Ein gravierender Vorgang, weil die Schadsoftware dann auch in der Lage gewesen sein könnte, höchst vertrauliche Dokumente, beispielsweise zur Aufklärung der NSA/BND-Geheimdienstaffäre, abzuschöpfen. Eine schöne Beute für jeden ausländischen Geheimdienst. Der Schaden kommt einem Größten Anzunehmenden Unfall (GAU) gleich. Erstens fließen seit Mitte Mai ungebremst Daten ab. Das Leck ist also mitnichten gestopft. Zweitens ist ein Vertrauensschaden zu beklagen, weil Abgeordnete nicht mehr darauf setzen können, dass das IT-Netz des Bundestages sicher ist. Für die Arbeit von frei gewählten Abgeordneten, die heikle Informationen gerade wegen der zugesicherten Vertraulichkeit erhalten, wäre dies eine mittlere Katastrophe. Und drittens kosten ein neues Computernetz sowie der Austausch Tausender Rechner Millionen.

Diese Attacke, die Volksvertreter zentral trifft, hat eine bislang nicht gekannte Dimension für die deutsche Politik. Es zeigt: Die Gefahr im Cyberraum ist längst nicht mehr abstrakt, sondern konkret. Der Angriff trifft die Realwelt, in diesem Fall die von Abgeordneten und damit auch die ihrer Wähler.

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