Kommentar zu US-Drohungen in Richtung Venezuela Trumps Ablenkungsmanöver

Meinung | Washington · Die USA schicken Kriegsschiffe in Richtung Venezuela. Angeblich, um illegale Drogenlieferungen zu stoppen. Man liegt wohl nicht falsch in der Annahme, dass Trump in dieser Lage einen Nebenschauplatz in den Fokus zu rücken versucht, kommentiert unser Autor.

US-Präsident Trump will wohl mit allen Mitteln von seinen fatalen Fehlern der Corona-Krise ablenken.

US-Präsident Trump will wohl mit allen Mitteln von seinen fatalen Fehlern der Corona-Krise ablenken.

Foto: AP/Alex Brandon

Mehr als ein Jahr lang hat Donald Trump nichts Dramatisches getan, um die Verhältnisse in Venezuela zu ändern. Zwar hat er Sanktionen verhängt, zwar hat er den Oppositionsführer Juan Guaidó als Übergangspräsidenten anerkannt und damit signalisiert, dass er eine Normalisierung unter dem Machthaber Nicolás Maduro de facto ausschließt. Doch im Grunde war die Causa Maduro kein großes Thema im Weißen Haus. Trump konzentrierte sich auf den Iran, während der Konflikt mit Venezuela eher auf Sparflamme köchelte. Dass er ausgerechnet jetzt den Druck massiv verstärkt, muss die Frage aufwerfen, ob es sich um ein Ablenkungsmanöver handelt.

Je mehr Amerikaner dem Coronavirus zum Opfer fallen, desto deutlicher wird, wie fahrlässig ihr Präsident handelte, als er die Epidemie wochenlang verharmloste. Schon jetzt fordern die Demokraten eine Untersuchungskommission. Man liegt wohl nicht falsch in der Annahme, dass Trump in dieser Lage einen Nebenschauplatz in den Fokus zu rücken versucht.

Folglich nehmen Kriegsschiffe Kurs auf die venezolanische Küste. Folglich schlägt Außenminister Mike Pompeo eine Regelung vor, von der man weiß, dass Maduro ihr kaum zustimmen wird: Ein Übergangsrat, dem weder der Diktator noch sein Rivale Guaidó angehören, soll bis zu freien Wahlen die Geschäfte führen. Schließlich klagt das Justizministerium in Washington gegen den Autokraten in Caracas, weil er die USA mit Kokain überschwemme.

Nun darf man davon ausgehen, dass auch die venezolanische Regierung in den Drogenhandel verwickelt ist. Doch so zu tun, als sei Maduro dessen Schlüsselakteur, lässt eindeutig politische Absichten erkennen. Nach dem zu urteilen, was US-Fahnder wissen, ist Venezuela gewiss nicht die Drehscheibe des Drogenschmuggels.

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