Kommentar zur Briefwahl in den USA Trumps Gegenkurs

Meinung | Washington · Die kommende Präsidentschaftswahl in den USA birgt Herausforderungen. Aus Angst vor Corona dürften weniger Amerikaner als sonst ein Wahllokal betreten. Und US-Präsident Donald Trump trägt in keiner Weise zur Problemlösung bei, kommentiert unser Autor.

 US-Präsident Donald Trump.

US-Präsident Donald Trump.

Foto: AP/Alex Brandon

Es wird eine Wahl wie keine andere, jedenfalls in Bezug auf das Procedere. Aus Angst vor Corona dürften weniger Amerikaner als sonst ein Wahllokal betreten. Gut möglich, dass die Anzahl der Wahllokale ohnehin stark reduziert werden muss. Zumeist sind es ja ältere Freiwillige, die dort für einen geordneten Ablauf sorgen, und dass Senioren am 3. November kein zusätzliches Infektionsrisiko eingehen wollen, kann man ihnen nicht verdenken.

Das Abstimmen per Brief wird daher wohl Dimensionen erreichen, wie sie die USA bislang nicht annähernd erlebten. Das stellt die Bundesstaaten, die das Votum zu organisieren haben, vor erhebliche logistische Probleme. Und ob schon in der Nacht nach dem Votum ein Sieger ausgerufen werden kann, ist aus heutiger Sicht zu bezweifeln. Dabei wird es nicht, wie im Jahr 2000 in Florida, am Streit um schlecht gestanzte Lochkarten liegen, sondern schlicht an der Rekordzahl von Briefwählern. Die Auszählung ihrer Stimmen könnte sich hinziehen, sodass in den Swing-States, in denen es oft auf Messers Schneide steht, unter Umständen Tage vergehen, bis ein Ergebnis feststeht. Es sind die Herausforderungen einer Wahl in Zeiten der Pandemie – durchaus zu meistern, durchaus mit Geduld zu ertragen, wenn man denn will.

Nur trägt US-Präsident Donald Trump in keiner Weise zur Problemlösung bei. Der amerikanischen Post, auf deren Zuverlässigkeit es maßgeblich ankommen wird, verordnet er ausgerechnet jetzt einen rigiden Sparkurs. Während sich seine Republikaner im Kongress bislang weigern, den Einzelstaaten bei dem zu erwartenden logistischen Kraftakt zu helfen, indem sie die nötigen Gelder bewilligen, schürt er einen Generalverdacht. Den Verdacht, dass eine Wahl, die in manchen Punkten vom Gewohnten abweicht, nur eine manipulierte sein kann.

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