Kommentar Ukraine - Mehrschichtig

Die von den USA angefeindete EU-Diplomatie hat im Fall der Ukraine keine Meisterleistung abgeliefert. Der Auswärtige Dienst der EU unter der Britin Ashton hat sich durch das hemmungslose Lavieren des Präsidenten Janukowitsch ebenso in die Irre führen lassen wie die Ost-Experten in den Hauptstädten.

Über dem Stolz über das fertig ausgehandelte Partnerschaftsabkommen, vermeintliches Königsinstrument der West-Anbindung der Ukraine, wurde eine eingehende politische Bonitätsprüfung des Mannes Janukowitsch versäumt. Die Entschlossenheit des Paten Putin hat man unterschätzt, die Bindung der Ukraine an Russland ignoriert. Eine politisch, historisch und ökonomisch komplexe Situation wurde auf eine simple Entscheidung zwischen Ost und West reduziert.

Die Arbeitsbienen in Ashtons Apparat waren zufrieden, den Text des Abkommens unter Dach und Fach gebracht zu haben. Ihre politische Führung sah keine Notwendigkeit, mehr Interesse zu investieren. Man hat schlicht und einfach dem Thema nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet. Dennoch sind die Ratschläge, die jetzt von allen möglichen Schlaumeiern zur raschen Lösung des Problems angeboten werden, genauso ignorant wie die zweidimensionale Betrachtungsweise der EU-Diplomatie.

Weder werden Sanktionen Janukowitsch und die Seinen in die Knie zwingen, noch kann man das Land auf Westkurs bringen, indem man Hilfen radikal hochfährt und sich mit Putin auf einen Geber-Wettbewerb einlässt. Gefragt ist vielmehr eine Strategie, die der Verwobenheit der Ukraine mit Russland Rechnung trägt.

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