Kommentar Umgang mit Renten-Daten - Täuschungsversuch

Wie man mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zahlen Politik machen kann, das zeigt die von einer Linken-Abgeordnete und einer Boulevardzeitung losgetretene Kampagne auf der Grundlage einer eigentlich banalen Statistik: Aufgeschlüsselt wurde die Höhe aller neu bewilligten Renten, also auch solcher denen nur wenige Beitragsjahre zugrunde liegen. Daraus wurde die Schlagzeile "Jeder 2. Rentner bekommt weniger als Hartz IV".

Das ist ein grober Täuschungsversuch. Die Armutsgefährdungsquote deutscher Rentnerhaushalte liegt unter der Gesamtbevölkerung. Unter den Rentnerinnen und Rentnern, die weniger als 700 Euro beziehen, sind ehemalige Freiberufler, die am Anfang ihres Berufslebens kurz als Arbeitnehmer tätig waren. Und es sind viele Hausfrauen, Hausmänner und ehemalige Teilzeitbeschäftigte dabei.

Anstatt das alles über einen Kamm zu scheren, sollte man hinsehen, wo es tatsächlich Probleme gibt. In erster Linie sollte die Erziehungsleistung von Eltern stärker anerkannt werden, deren Kinder vor 1992 geboren wurden; viele haben auf Erwerbseinkommen verzichtet, weil es nicht anders ging.

Verbesserungen sollten aus Steuermitteln bezahlt werden, nicht wie von der Union gewünscht aus der Rentenkasse. Auch die Renten von Geringverdienern sind in den Blick zu nehmen. Ferner muss der Staat seine Bürger daran erinnern, dass die Rentenversicherung bei Berufsunfähigkeit nur eine Mindestversorgung leistet. Private Vorsorge ist nicht populär, aber zumutbar.

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